Die WZ berichtet am 10. Juni 2011:
Ein Beitrag von Stefan Melneczuk
Wuppertal. In der Diskussion um den Windpark auf der Kleinen Höhe vertritt der Wuppertaler Verein für Klimaschutz eine klare Position: Grundsätzlich sei jede Initiative für neue Windräder im Stadtgebiet zu begrüßen, „solange das nicht nur Populismus ist“, sagt Diplom-Ingenieur Kristian Bisek, der dem 1991 gegründeten Verein mit gut 50 Mitgliedern vorsteht, im Gespräch mit der WZ. Zumindest habe man jetzt die Chance, das Thema ohne ideologische Vorbehalte anzufassen – auf den Wuppertaler Südhöhen ebenso wie auf den Nordhöhen.
Weitere Windräder in Wuppertal? Damals gab es viel „Gegenwind“
Wie berichtet, stößt der von der SPD und CDU angestoßene und jetzt verabschiedete Prüfauftrag für einen Windpark auf der Kleinen Höhe (siehe Kasten rechts) stadtweit auf Zustimmung – aber es gibt auch Bedenken mit Blick auf den Landschaftsschutz und den Kurswechsel bei den Plänen für die Fläche an der Stadtgrenze.
Tatsache ist, dass es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Pläne gab, weitere Windräder auf den Höhenzügen zu errichten – wie etwa am Scharpenacken, wo ein Bauantrag für zwei knapp 100 Meter hohe Anlagen gestellt wurde. Dem folgte seinerzeit die Bürgerinitiative „Gegenwind“, die sich vehement gegen die Pläne am Kastenberg mit Blick auf den Marscheider Wald richtete. Damals wurden in Ronsdorf und Cronenberg in kurzer Zeit mehr als 200 Unterschriften gegen das Bauvorhaben gesammelt.
Diskussionen: Auf Korzert blieb es bei einem 80 Meter hohen Windrad
So blieb es bislang bei der Windkraftanlage auf Korzert unter der Projektträgerschaft der Beteiligungsgesellschaft „Bürgerwind Cronenberg“. An der Mischfinanzierung beteiligten sich seinerzeit auch der Klimaschutzverein „regen e.V“ und die Wuppertaler Stadtwerke. Von den 76 Anteilseignern der Anlage kamen fast 487 000 Euro.
Und auch diesem gut 80 Meter hohen Windrad gingen damals viele Diskussionen voraus. Im Jahr nach seiner Inbetriebnahme hat die Anlage laut Klimaschutzverein 413 500 Kilowattstunden Strom ins Netz der WSW eingespeist, damit den Strombedarf von etwa 130 Haushalten gedeckt sowie der Umwelt 227 Tonnen Kohlendioxid und 2900 Kilogramm Schwefeldioxid erspart.
„Verspargelung“ der Landschaft – Ein Thema von gestern?
Der Stadtrat hat dem Prüfauftrag bei seiner Sitzung am 23. Mai grünes Licht gegeben. Jetzt sind die Stadtverwaltung mit den Stadtwerken am Zug: Vorgesehen ist ein erster Zwischenbericht zum Windrad-Projekt Kleine Höhe im Bauausschuss am 6. Juli.
Unter die früheren Auseinandersetzungen zur Windkraft in Wuppertal habe er einen Schlussstrich gezogen, erklärt Rainer Lindner, bei dem die Fäden für das Windrad auf Korzert damals zusammenliefen. Für ihn besteht kein Zweifel: Sollte sich Wuppertal tatsächlich entschließen, auf der Kleinen Höhe einen Windpark zu errichten, erfordere das breite Unterstützung, eine Millioneninvestition und – wie berichtet – ausreichend hohe Anlagen, die genug Ertrag bringen.
Solche Windräder stehen unter anderem auch in Hattingen und Sprockhövel – mitten im Naherholungsgebiet und insgesamt mehr als 100 Meter hoch. Vier solcher Anlagen wurden dort nur wenige Kilometer voneinander entfernt errichtet.
Kristian Bisek sieht die lokalen, regionalen und bundesweiten Kurswechsel nach der Reaktor-Katastrophe in Fukushima als Herausforderung und einen Abschied von Diskussionen, die sich lange um die „Verspargelung“ der Landschaft drehten. „Früher waren regenerative Energien ein exotischer Begriff. Heute gehören sie zur Tagespolitik.“